Wir sind Tausendsassa!

29. März 2017

Das Recht auf Arbeit ist für AsylwerberInnen während des Asylverfahrens sehr stark eingeschränkt – sie sind meist “zum Nichtstun verdammt”. Eine quälende Situation für die Betroffenen. Das Projekt “Produktionstage Neusiedl” wollte dem entgegenwirken. Von Oktober bis Dezember 2016 konnten AsylwerberInnen der Region Neusiedl verschiedene neue Techniken kennenlernen und ausprobieren, kunsthandwerkliche Produkte erzeugen und die entstandenen Arbeiten auch auf Weihnachtsmärkten der Region selbst verkaufen. Und siehe da: Sie sind Tausendsassa.

Das erzwungene Nichtstun ist eine Qual für jene Menschen, die auf eine Entscheidung der Asylbehörden warten. “Die Tiere arbeiten auch, die Ameisen bewegen sich den ganzen Tag, sie suchen Fressen. Alle arbeiten. Gut, es gibt eine Zeit, da braucht man auch Ruhe, aber immer nur sitzen, das geht nicht”, so beschreibt es eine Asylwerberin in Konrad Hofers Studie “Ohne Arbeit” aus dem Jahr 2013.

Die Zeit des Wartens kann auch nicht für die persönliche Weiterentwicklung genutzt werden und bestehende Kompetenzen gehen nicht selten verloren. Nach der Anerkennung müssen viele wieder ganz von vorne beginnen und finden keine Arbeit. Und Arbeit bietet auch eine wichtige Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen. Ohne Beschäftigung drohen Vereinsamung und Isolation mit oft schwerwirkenden gesundheitlichen Folgen.

Wie gut den Asylsuchenden die Beschäftigung tut, konnten wir während des Projektes mit Freude miterleben: Im Projekt haben sich unsere Tausendsassa in unterschiedlichen handwerklichen und künstlerischen Techniken geübt und Arbeitszusammenhänge in Österreich kennengelernt. Die meisten haben auch ihre deutschen Sprachkenntnissen erheblich verbessert, da sie während der gemeinsamen Arbeit immer Deutsch reden mussten. Konkret haben insgesamt 20 verschiedene AsylwerberInnen aus den Gemeinden Gols, Neusiedl, Parndorf und Pama teilgenommen. Sie haben an insgesamt 13 Arbeitsnachmittagen eine unglaubliche Vielzahl von Produkten erzeugt:

  • Schmuckstücke aus verschiedenen Materialien (vor allem Gießharz, Leder, Kupfer und Filz)
  • Filzprodukte (Taschen, Brillenetuis, Baumschmuck)
  • Tonprodukte (Schalen, Kerzenhalter, Untersetzer und Baumschmuck)
  • Radierungen / Weihnachtskarten (teils koloriert)
  • Stoffdrucke
  • Duftsäckchen und Badesalze
  • Verpackungsmaterial aus verschiedenen Materialien
  • Lampen
  • und vieles mehr

Die Fähigkeiten und die Kreativität, die unsere Tausendsassa ins Projekt einbrachten, waren unglaublich. Die Produkte, die heute angeboten werden, wurden von ihnen selbst entwickelt, designt und produziert. Die fertigen Produkte wurden an insgesamt sieben Tagen auf vier verschiedenen Märkten in den Gemeinden Gols, Neusiedl, Parndorf und Bruckneudorf angeboten und fanden sehr großen Anklang. Die AsylwerberInnen waren selbst an den Ständen und konnten viel über die Produkte und deren Entstehung erzählen.

So kamen sie in Kontakt mit den Menschen aus den Gemeinden, in denen sie während ihres Asylverfahrens wohnen. Und sie konnten diesen Menschen ihre Fähigkeiten und Talente zeigen. Einige arbeiten nunmehr selbst an eigenen Produkten weiter und haben bereits Pläne für ihre zukünftige (berufliche und sonstige) Entwicklung gemacht.

Wir sind stolz auf unsere Tausendsassa und freuen uns, dass wir sie kennen und schätzen lernen konnten!